Interview - Die Ostschweiz

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Sind Kryptowährungen nun «tot» oder nicht?

Sie stehen für das schnelle Geld, aber auch für hohes Risiko: Kryptowährungen sind vielen suspekt. Nicht so den zwei HSG-Studenten Ramon Raebel und Remo Latzke. Sie haben dadurch sogar zu ihrem eigenen Geschäftsmodell gefunden. Weshalb fundamentales Wissen in diesem Bereich unverzichtbar ist, erklären sie im Interview.

 

Ihr studiert beide an der HSG. Woher stammt euer Interesse an Kryptowährungen?

Ramon Raebel: Nach der Matura absolvierte ich als Durchdiener den Militärdienst, bevor ich ein Praktikum bei Stadler Rail antrat. Militärsold, Praktikumslohn und Ersparnisse wollte ich sinnvoll anlegen. So setzte ich mich kurz nach der Matur im 2017 mit verschiedenen Anlagemöglichkeiten auseinander. Ich las Wirtschafts- und Anlagereports, verschlang jeden Podcast zu wirtschaftlichen Themen – dort hörte ich auch erstmals einen Podcast über Kryptowährungen. Die Thematik packte mich, also informierte ich mich weiter und weiter. Schliesslich tätigte ich dann mein erstes Investment. Seit ich das erste Mal den Podcast von Kryptowährungen gehört habe, war mein Interesse geweckt und es gab kaum Tage, an denen ich mich nicht mit der Blockchain auseinandersetzte.

Remo Latzke: Das Interesse am Investieren hat bei mir mit Aktien angefangen. Ich bin grundsätzlich offen für Neues und scheue mich auch nicht davor, neue Sachen auszuprobieren. Der Kryptomarkt hat mich als sich neu etablierende Anlageklasse interessiert. Ich kam damit dann Ende 2020 erstmals in Kontakt – wobei mich die Materie direkt faszinierte. Fortan beschäftigte ich mich täglich mit der Blockchain und ihren Anwendungsmöglichkeiten. Ich sehe den Kryptomarkt als eine sich noch in den Kinderschuhen befindende Anlageklasse an, welche meiner Meinung nach zukünftig noch deutlich an Bedeutung gewinnen wird. Ich finde es deshalb äusserst interessant, die verschiedenen Entwicklungen selbst mitzuerleben und zukünftig vielleicht auch aktiv mitgestalten zu können.

 
Habt ihr euch anschliessend auf diesem Gebiet noch speziell weitergebildet oder alles selbst angeeignet?

Ramon Raebel: Natürlich konnten wir auf wirtschaftlichem Grundwissen aufbauen, welches wir an der HSG erlernten. Es hat uns auch bei intensiven Recherchen, methodischen Analysen und dem permanenten Controlling geholfen. Für Kryptowährungen und die damit verbundenen Blockchains gibt es aber leider sowohl an der Uni als auch sonst wenig Möglichkeiten zur Weiterbildung.

Remo Latzke: Wir haben uns das Wissen rund um Kryptowährungen, Metaverse und NFT’s vorwiegend selbst angeeignet. Die Kombination aus unserer Leidenschaft für dieses Thema und der universitären Vorgehensweise stellt die Basis für unsere heutige Kompetenz dar.

 

Vielen sind Kryptowährungen suspekt. Wie gross – oder eben nicht – sind die Vorurteile oder Hindernisse, mit denen ihr konfrontiert werdet?

Ramon Raebel: Ich habe 2017 angefangen, meine Begeisterung über Kryptowährungen zu teilen. Zu dieser Zeit wurde ich grösstenteils belächelt. Niemand glaubte an die Anwendungsfälle von Blockchain. Dies verstärkte sich noch in den Jahren 2018/2019, als viele Kryptowährungen für «tot» erklärten.

Sind sie es denn?

Ramon Raebel: Nein. Seit 2021 sieht man eine starke Trendwende. Institutionen, WallStreet und bekannte Persönlichkeiten fingen an, Blockchain zu verstehen und sich in Kryptowährungen zu positionieren.

Remo Latzke: Menschen, die sich heute mit uns zusammensetzen, haben meistens bereits ein bestehendes Interesse an Kryptowährungen. Aus diesem Grund hatten wir bis jetzt kaum ein Gespräch mit Kunden, bei welchen grundlegende negativen Vorurteile bestanden. Natürlich gibt es im erweiterten Bekanntenkreis immer noch einige Vorurteile.

 

Welche?

Remo Latzke: Beispielsweise, dass Bitcoin nicht nachverfolgbar sei und vorwiegend von Kriminellen genutzt werde. Dies hat aber im Vergleich zu noch vor einigen Jahren deutlich abgenommen. Wir sind zuversichtlich, dass die Aufklärung über die Blockchain mit voranschreitender Zeit weiter zunehmen wird und die Menschen aufgeschlossener gegenüber dieser Technologie werden.

 

Was gab für euch den Ausschlag, eine GmbH in diesem Bereich zu gründen?

Remo Latzke: Als ich in die Welt der Blockchain eintauchte, begannen Ramon und ich, uns an der Universität immer mehr über Kryptowährungen auszutauschen. Es wurde relativ schnell klar, dass wir ähnliche Vorstellungen haben und uns langfristig mit der Blockchain auseinandersetzen wollen. Es dauerte nicht lange, bis wir einen Businessplan schrieben. Über die Zeit entwickelte sich eine klare Richtung, welche dann zur Gründung der Raebel & Latzke GmbH führte. Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht auch, dass – laut unseren Anwälten – wir die erste GmbH Gründung in St. Gallen vollzogen haben, bei der ein Teil des Stammkapitals in Kryptowährungen erbracht wurde. Für uns die logische Konsequenz unserer Firmenidentität.

 

Kryptowährungen bedeuten für viele, schnelles Geld zu machen, das aber auch mit einem hohen Risiko einhergeht. Wie funktioniert euer Geschäft?

Ramon Raebel: Kryptowährungen sind tatsächlich sehr volatil. Dies bedeutet auf der einen Seite hohe Renditen, auf der anderen Seite aber auch hohe Verluste. Wer in Kryptowährungen nach dem schnellen Geld sucht, verbrennt sich aber meistens die Finger. Dies liegt daran, dass oftmals in einer Euphoriephase zu hohen Preisen gekauft wird. Bei starken Rücksetzern und den damit verbundenen Unsicherheiten wird dann jedoch meistens im Verlust verkauft. Gerade bei solch starken Rücksetzern ist ein fundamentales Wissen wichtig, um zu verstehen, wieso derartige Rückschläge zu einer innovativen Entwicklung dazugehören.

Remo Latzke: Es ist bestimmt auch eine Frage des Anlagehorizonts. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass man selbst im traditionellen Aktienmarkt gut beraten ist, in längeren Zeitperioden zu denken. Hiermit können massive Volatilitätsschwankungen – die sicher im Kryptomarkt existieren – ausgesessen und zum Vorteil genutzt werden. Aus diesem Grund raten wir von kurzzeitigen Anlagen in der Hoffnung auf schnelles Geld dringend ab.

 
Ihr habt es vorher bereits angesprochen. Für einige ist der Trend schon wieder vorbei. Ihr hingegen glaubt auf lange Sicht an Kryptowährungen. Weshalb?

Ramon Raebel: Blockchains lösen ein grundsätzliches Problem: Vertrauen. Gerade in einer Welt, in der Kriege und Korruption leider immer noch existieren, gewinnt ein dezentrales und gerechtes System an Bedeutung. Durch die Dezentralität von Kryptowährungen (es gibt auch zentralisierte) gibt es kein Unternehmen oder keine Person, welche das Protokoll für sich beanspruchen kann. Kryptowährungen können die Welt demokratischer machen, unabhängiger von der Finanzwelt und – sie stehen allen offen. Es gibt keine Einschränkungen, wie viel man investieren oder wie hoch das Vermögen sein muss, um in gewisse Anlagen zu investieren.

Remo Latzke: Ein weiterer Vorteil ist das Verschwinden von Mittelsmännern. Durch Protokolle können Menschen P2P miteinander interagieren. Wobei es in der physischen Welt meistens ein Unternehmen braucht, um beispielsweise eine Transaktion zu tätigen. Unserer Meinung nach steht der Kryptomarkt noch in seinen Kinderschuhen. Viele Anwendungen befinden sich in ihrer Entwicklungsphase. Wir gehen davon aus, dass die Adaption mit der realen Welt erst anfängt.

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